Adresse:
ADIF
Terminal de Barcelona Can Tunis
Carrer dels Motors s/n
08040 Barcelona
Bahnhofscode:
71901
Betreiber:
ADIF

Betriebsgelände ist öffentlich nicht zugänglich bzw. erfordert eine schriftliche Genehmigung des Netzbetreibers.
Am 30. September 1980 wurden parallel zum frisch umstrukturierten Zentralbahnhof Barcelona Sants, die weitläufigen Betriebsanlagen der Renfe im Bahnhof Barcelona Can Tunis (kastill. Name Casa Antúnez) in Betrieb genommen. Ende der 1960er Jahre plante man die erste Stufe der Reformierungsmaßnahmen des Bahnverkehres in Barcelona. Die Einführung mehrerer neuer Regionallinien (u.a. auch die Nahverkehrslinie von und zum Flughafen in El Prat) und die Nutzung der neuen Verbindungsachse Plaça Cataluya => Sants erforderten den Umbau des bisher als Durchgangsbahnhof genutzten Bahnhofes in Sants zum neuen Hauptbahnhof bzw. Zentralbahnhof der Stadt.
Panoramablick auf die Ausfahrgruppe des Rangierbahnhofes.
Links im Bild die Espressguthalle; in der Mitte die Ausfahrgruppe mit dem Stellwerksgebäude; im rechten Bildteil befindet sich der Verwaltungsbau der ADIF.

Vor der geplante Expansion von Barcelona Sants zum Hauptbahnhof und den daraus resultierenden beengten Platzverhältnissen im Stadtteil Sants wurde Barcelona Sants, neben kleinerer Güterverkehrsleistungen an den angeschlossenen Güterverkehrsgleisen, ausschließlich für den reinen Zu- und Ausstieg von Reisenden genutzt und besaß deshalb auch keinerlei leistungsfähigen Versorgungseinrichtungen für Eisenbahnfahrzeuge. Man benötigte somit auch neue Betriebsanlagen für die Versorgung der Reisezugwagen und auch bedingt durch den geplanten Wegfall der Betriebshöfe in Barcelona Vilanova und an der Estació de França auch für die diversen Triebfahrzeuge und Triebwagen der Renfe. Die Reisezugwagen der Bauart Talgo wurden im Rahmen von Kooperationsverträgen in den Talgo Werkstätten in Barcelona Poble Nou und später ab 1989 in Barcelona Sant Andreu Comtal gereinigt und gewartet. Barcelona Can Tunis wurde als Rangier- und Güterbahnhof sowie in der 2. Bauphase als Zentrales Bahnbetriebswerk für Lokomotiven, Reisezugwagen und Güterwagen konzipiert.
Übersichtsplan der RENFE Bahnstrecken in Barcelona im Jahr 1972
Ausfahrgruppe des Rangierbahnhofes
Funktionsschema von
Barcelona Casa Antunez
um 1980
Barcelona Can Tunis
Funktionsschema im Jahr 2008
Im August 1970 begannen die durch das öffentliche Bauministerium indizierten Arbeit am neuen Güterbahnhof in Can Tunis. Die erste Bauphase konnte 1979 mit einer Teilinbetriebnahme der Anlagen abgeschlossen werden. Bis zur endgültigen Eröffnung im Jahr 1980 wurden noch die Gebäude der Hauptverwaltung, die Übernachtungsquartiere für Zugpersonale, die Werkstatthallen des Betriebswerkes errichtet und die nördlichen Gleisanlagen angebunden.

Der neue Betriebsbahnhof mit einer Gesamtfläche von insgesamt 750.000m2 liegt südwestlich des Hausberges Montjuic und grenzt verkehrsgünstig gelegen an das Industriegebiet Zona Franca, im Norden an den Hafenbahnhof Barcelona Estació de Morrot (nun Containerterminal der Adif) und an viele weitere wichtige Industriebetriebe mit eigenen Gleisanschluss (u.a. der Automobilhersteller Seat).
Über die Anschlussstelle El Prat und Bellvitge erhielt der Betriebsbahnhof bis ins Jahr 2006 Anschluss an die Hauptstrecke Barcelona-Tarragona. Ein durchgehendes drittes Gleis führte sogar bis zum Bahnhof Barcelona-Sants, welches ausschließlich für die Zuführung der Reisezugwagen und für Rangiertätigkeiten genutzt wurde.

Neben den eisenbahntechnischen Betriebseinrichtungen befinden sich auf dem Betriebsgelände des weiteren noch 2 grosse Verladeterminals und ein grosszügig auf 2 Ebenen angelegtes Straßennetz. Während der mehrjährigen Bauzeit wurden insgesamt 1,5 Mio. m3 an Erdmassen bewegt, 65 km Gleise verlegt, 257 Weichen eingebaut und 46 km Fahrdraht gespannt.
Die Betriebsanlagen in Barcelona Can Tunis
werden in nachfolgende Funktionsgruppen aufgeteilt.

1. Güter- und Rangierbahnhof

Der Güterbahnhof besteht aus der Einfahrgruppe, welche im Süden an die Bahnlinie Barcelona-Tarragona anschließt und der nördlichen Ausfahrgruppe mit Anbindung an die Bahnstrecke zum Containerbahnhof Barcelona Morrot und der ehemaligen Weiterführung durch den Verladekai Bosch i Alsina nach Barcelona Bogatell, welche aber Mitte der 80er Jahre bereits stillgelegt wurde.
Desweiteren erreicht man über den Güterbahnhof die verschiedenen Gleisanschlüsse der in der Industriezone Zona Franca gelegenen Unternehmen wie z.B. dem Automobilhersteller Seat, dem Chemieunternehmen BASF und dem Grossmarkt Mercabarna.
Can Tunis wurde wie fast alle anderen europäischen Güterbahnhöfe aufgebaut.
Die Einfahrgruppe besteht aus 8 Gleisen mit einer Länge von 600m, die Ausfahrgruppe aus insgesamt 24 Gleisen mit ebenfalls 600m betrieblicher Nutzlänge.
Weitere Ausziehgleise ermöglichen ein reibungsloses Rangieren ohne Behinderung der ein- bzw. ausfahrenden Güterzuge und Rangiereinheiten.
Im Eröffnungsjahr standen insgesamt 6 Rangierlokomotiven der Serie 304 und 2 der Serie 308 für Rangieraufgaben zur Verfügung. Heutzutage rangieren in Can Tunis ausschliesslich Rangierlokomotiven der Baureihe 311.
Betreiber des Güter-und Rangierbahnhofs Can Tunis und des gesamten Betriebsbahnhofs war bis zur EU-Liberalisierung im Jahr 2005 die spanische Staatsbahn RENFE, seit 2005 werden die Anlagen durch Administrador de Infraestructuras Ferroviarias (Adif) verwaltet und betrieben.
Der Betriebshof der RENFE Integria mit den Wartungshallen für Triebfahrzeuge.
Bis 2006 erfolgte die Wartung der Reisezugwagen in Can Tunis
Im zentralen Teil des Betriebsbahnhofes, befindet sich das Hauptverwaltungsgebäude von ADIF.
Panoramabild Sicht Richtung Westen (-Richtung El Prat); im mittleren Bildteil die Einfahrgruppe des Güterbahnhofes, links befindet sich die südliche Ladehalle, im rechten Bildteil der Betriebshof für Triebfahrzeuge. Ganz rechts aussen befindet sich seit 2008 der Betriebshof für die AVE Hochgeschwindigkeitszüge.
Das Anschlussgleis zum Automobilhersteller SEAT quert im südl. Teil des Betriebsbahnhofes die Ronda Litoral. Seat besitzt mittlerweile neue Produktionsanlagen in Martorell, welche durch ein neues Verladeterminal von Adif in Martorell bedient werden.
Von Can Tunis führt Richtung Osten die zweigleisige Bahnstrecke zum Containerterminal
Barcelona Estació de Morrot. Das links aussen liegende Gleis dient als eine weitere Anbindung in das Industriegebiet der Zona Franca.

Panoramabild (unten)

Einfahrt aus Richtung Castellbisbal
2. Ladeeinrichtungen/ Umschlaggleise

Im südlichen Teil des Betriebsbahnhofes, parallel zur Einfahrgruppe befinden sich 7 Ladegleise mit einer Betriebslänge von jeweils 600 m, welche direkt an die restlichen Gleisanlagen angebunden sind. Die Gleise sind teilweise asphaltiert um den vereinfachten Umschlag von auf LKW transportierten Gütern auf die Schiene zu ermöglichen. Hier befindet sich auch eine der bereits erwähnten Lade- und Umschlaghallen.
<= Die südlichen Lade- und Umschlaggleise sowie die Güterhalle
3. Verladehalle für Expresspakete (RENFE „Paquexpress")

Im nördlichen Teil des Rangierbahnhofes, zwischen der Ein- und Ausfahrgruppe gelegen befindet sich die Umschlaghalle für den ehemaligen Renfe eigenen Expressdienst „Paquexpress". Die Halle hat eine Gesamtfläche von 4550m2 und besitzt neben einem durchgehenden Ladegleis noch 2 weitere mit je einer Laderampe ausgestattete Aussengleise.Die Anlieferungsparklätze befinden sich auf dem Dach der Halle und ermöglichen somit einen schnelleren Umschlag der Güter. Seit der Einstellung von „Paquexpress" wird die Halle nur noch unregelmässig genutzt.
Ehem. Paquexpress Abfertigungshalle (Strassen-und Gleisansicht)
4. ehem. Nordgruppe Reisezugwagen
(seit 2008 Betriebswerk HGV Verkehr)


Neben dem im nördlichen Teil des Betriebsbahnhofes gelegenen Betriebshof für Triebfahrzeuge befanden sich bis ins Jahr 2006 die Betriebsanlagen für die Abfertigung von Reisezugwagen. Im Betriebswerk existierten sämtliche Anlagen zur Wartung, Instandsetzung, Reinigung und Aufbereitung von Sitz-, Liege- und Schlafwagen aus dem Fahrzeugpool der Renfe und auch der CIWL.
Über das ehemalige direkte Verbindungsgleis zum Hauptbahnhof Barcelona Sants wurden die Reisezüge des Fernverkehres bereitgestellt bzw. zu Wartungs- und Reinigungszwecken dem Betriebsbahnhof zugeführt. Auch wurden hier teilweise bereits komplette Zugeinheiten mit dem entsprechenden Triebfahrzeug zusammengestellt um unnötige Rangierarbeiten in Sants zu vermeiden.
Es existierten 11 Abstell- bzw. Zugbildungsgleise, 6 Bereitstellungsgleise und 4 Waschgleise mit einer Reinigungsleistung von 50 Wagen/ Stunde. Jedes Gleis besaß eine Betriebslänge von 500m. Nahe dem nördlichen Zufahrtstor des Bahnhofes befanden sich die Dienstgebäude mit den Sozialeinrichtungen und Übernachtungmöglichkeiten für das Zugpersonal.
Mit dem Bau der Hochgeschwindigkeitstrasse
Madrid => Barcelona wurde das Betriebswerk für Reisezugwagen in Can Tunis stillgelegt und abgerissen.
Seit 2006 werden die Standart-Reisezugwagen zusammen mit den Reisezugwagen der Bauart Talgo in den Betriebsanlagen der Renfe Operadora in Barcelona Sant Andreu Comtal gereinigt und für den täglichen Reisezugdienst aufbereitet.
Auf dem Gelände entstand das neue normalspurige Betriebswerk für Hochgeschwindigkeitszüge welches in diesem Jahr fertig gestellt wurde.
Das Betriebswerk besitzt insgesamt 4 Hallengleise, mehrere Abstellgleise und ein Ausziehgleis, welches bis zur ehem. Expressgut-Umschlaghalle führt.
Künftig werden hier die Hochgeschwindigkeitszüge AVE und teilweise auch einige im Hochgeschwindigkeitsnetz eingesetzte Talgo 7 Einheiten gewartet und für den Einsatz aufbereitet.

Die Sozialgebäude am ehem. Betriebshof für Reisezugwagen
Die neu errichteten Betriebsanlagen für die Wartung der Hochgeschwindigkeitszüge.
Im südlichen Teil der Anlage werden ausgemusterte Lokomotiven als Ersatzteilspender aufbewahrt.
6. Werkstatt für Eisenbahnwagen, Ausbesserungswerk

Im westlichen Teil des Bahnhofes liegen die Werkstätten zur Wartung und Instandsetzung von Reise- und Güterzugwagen. In der 6400m2 grossen Wartungshalle befinden sich insgesamt 8 Werkstattgleise, welche u.a. über eine Schiebebühne miteinander verbunden sind. Bis 2006 waren die Werkstätten direkt an der Strecke Barcelona=> El Prat angebunden, mittlerweile erreicht man die Anlagen ausschließlich nur über die aussenliegenden Abstellgleise des Betriebshofes für Triebfahrzeuge.
Betreiber der Werkstatt ist auch hier Renfe Integria.

269-308 verlässt mit einem kurzem Kesselwagenzug den Bahnhof Can Tunis.
Der grosse Umbau 2005-2008

Neben einigen kleineren Umbauten bzw. Restrukturierungs- und Modernisierungsmaßnahmen Ende der 1980er Jahre wurden die Betriebsanlagen des Bahnhofes Barcelona Can Tunis bis in das Jahr 2006 fast unverändert genutzt. Mit Einführung der Hochgeschwindigkeitslinie Madrid-Barcelona änderten sich die vorrangigen Aufgaben des Betriebsbahnhofes Can Tunis. Unter anderem war dadurch auch eine Neuanbindung der 1668mm Breitspurgleise an das restliche Streckennetz erforderlich. In der westlichen Einfahrt Barcelonas aus Richtung El Prat de Llobregat (-Tarragona) kommend existierten zwischen der Anschlussstelle Can Tunis und Barcelona Sants bis Dezember 2005 insgesamt
4 Streckengleise. Das in Fahrtrichtung Barcelona Sants auf der linken Seite äusserste liegende Gleis diente als eingleisige Linie von Barcelona Sants zum Flughafen in El Prat. Die folgenden 2 Streckengleise waren die Hauptgleise der Strecke Barcelona-Madrid. Das vierte Gleis führte vom Betriebsbahnhof Can Tunis zum Hauptbahnhof Barcelona Sants und diente ausschliesslich für Rangierzwecke zwischen diesen Betriebsstellen. Nach der Anschlusstelle „Gornal" trafen die 4 Gleise auf die 2 gleisige Strecke von Barcelona nach Vilafranca del Penedes (Via L´Hospitalet/Cornella) und vereinigten sich bis Barcelona Sants zu einer insgesamt aus 6 Gleisen bestehenden Einfahrt.



Für den Bau der neuen Hochgeschwindigkeitslinie waren 2 neue Einfahrgleise notwendig und so wurde die 2 rechts außen liegende Streckengleise der Einfahrt stillgelegt um den Bau der Unterirdischen Regelspurgleise zu ermöglichen.
Die Anschlussstellen „Gornal" und „El Prat", welche ausschließlich dem Güterverkehr dienten wurden stillgelegt, der Bahnhof El Prat de Llobregat unterirdisch neu errichtet und die ehemalige eingleisige Strecke zum Flughafen in El Prat wurde als Teil der neuen Hauptgleises der Breitspurstrecke Barcelona-Madrid umfunktioniert.

Die Betriebsanlagen zur Wartung und Reinigung der regulären UIC Standartreisezugwagen wurden wie bereits erwähnt nach Barcelona Sant Andreu Comtal gelegt, zwischen der Anschlussstelle „Castellbisbal" und Can Tunis baute man eine neue 17,5 km lange direkte Güterverkehrsstrecke welche bereits mit Betonschwellen für die Aufnahme eines Dreischienengleises (1668mm+1435mm) ausgestattet wurde und somit einer künftigen Expansion zum regelspurigen Betriebsbahnhof nichts mehr im Wege steht.

Mehr über den Hochgeschwindigkeitsverkehr in Barcelona erfahren Sie in den Rubriken „Geschichte der Eisenbahnen in Barcelona" & „Geschichte des Bahnhofes Barcelona Sants".

Weitere Informationen :
Hier geht nichts mehr...
Gleisabschluss während der Umbauphase des Betriebsbahnhofes
(ehemals Ausfahrt Richtung Bellvitge).
Anbindung der Betriebsanlagen
von Barcelona Can Tunis an das restliche Streckennetz
Bis 2005








um 2006








2008
Der Tunnel kennzeichnet den
Beginn der neuen Verbindungsstrecke in Richtung El Papiol/Castellbisbal

5. Betriebshof und Depot für elektrische Triebfahrzeuge

Durch die zentrale Lage und der optimalen Anbindung der Gleisanlagen in jede Richtung ist der Betriebshof sehr gut im Bahnhof Can Tunis integriert.
Zum Betriebshof zählt auch ein Dieseltanklager und mehrere Abstellgleise, u.a. Gleise für die schnelle externe Wartung, Gleise zur Reinigung der Triebfahrzeuge, ein Lackiergleis und 3 je 600m lange Werkstattgleise mit Untersuchungsgruben.
Mittelpunkt des Betriebshofes ist die 10.000 m2 grosse Wartungs -und Inspektionshalle für Triebfahrzeuge. Ursprünglich wurden in Can Tunis auch die Euromed-Schnellzüge und die ehemaligen elektrischen Triebwagen der Baureihe 436 und 438 gewartet. Die Euromed Züge werden im Werk der Renfe Integria in Barcelona Sant Andreu Comtal gewartet, die Baureihen 436 und 438 wurden mittlerweile stillgelegt
(=> Fahrzeugdatenbank).

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